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Before the breakdown

Osaka part 1

Am Montag, den 12.Juni 2017 bin ich gegen Mittag in Osaka Itami gelandet. Bevor ich dort ankam, gab es noch eine etwas nervenaufreibende Diskussion mit meinem Freund Basti, mit dem eigentlich geplant war, dass er den Tag mit mir verbringt, bis Hans von der Arbeit kommt. Allerdings hatte er sich im Datum geirrt und andere Pläne gemacht. Letztendlich trafen wir uns allerdings doch, zunächst nur um gemeinsam Mittag zu essen, doch als seine Verabredung ihm absagte, verlief der Tag wie geplant.


Er wollte mir Osaka zeigen, doch ich war von den Eindrücken überwältigt und hielt es für eine bessere Idee, sich einfach nur in einem Café niederzulassen und zu quatschen. Dass dabei mal eben vier Stunden vergingen, merkten wir gar nicht. Wir redeten über dies und jenes und waren so ins Gespräch vertieft, dass uns irgendwann die Ladenbesitzerin freundlich aufforderte zu gehen. Das war auf jeden Fall ein schöner Start in die Reise.
Am selben Abend habe ich dann mit meinem guten Freund Hans noch Kushikatsu gegessen. Eine Spezialität, die man auf jeden Fall mal gegessen haben sollte, wenn man nach Osaka kommt. Am Abend wurde ich auch herzlich von Lukas empfangen und wir blieben noch eine ganze Weile quatschend wach, um einander über die letzten Geschehnisse aufzuklären.

 

Am Tag darauf hatte ich keinerlei feste Pläne und so entschied ich mich, nach Kobe zu fahren. Ich fragte vorher auf Facebook in einer Gruppe nach, wer mir denn einen guten Frisör in der Gegend Osaka empfehlen könnte und wurde auf einen englischsprechenden Frisör in Kobe verwiesen. Da von dem Ort, Amagasaki, in dem Hans und Lukas wohnen, ein Bahnticket nur 280 Yen kostete - was vergleichsweise mit anderen Bahntickets günstig war - machte ich mich dorthin auf den Weg und ließ mir die Haare schneiden.


Zunächst war ich furchtbar deprimiert, dass der Frisör meine Haare so kurz geschnitten hatte. Seit letztem Jahr habe ich sie wachsen lassen und hatte eigentlich vor, sie weiter wachsen zu lassen, doch er fragte mich, ob wir etwas kürzer gehen könnten. So bin ich nun zurück zu dem Haarschnitt, den ich vor meinem Undercut hatte - nur ohne verrückte Farbe. Den ganzen Tag lang war ich geknickt, versuchte den Hafen von Kobe und sein bei Touristen bekanntes Chinatown zu erkunden, doch irgendwie konnte nichts meine Stimmung so richtig aufheitern. So fuhr ich gegen späten Nachmittag zurück nach Amagasaki und wusch mir als erstes das Gel aus den Haaren. Daraufhin versuchte ich mich, mich mit meinem neuen Look anzufreunden und kontaktierte meine Freundin Mami, die ich vor drei Jahren in dem Workcamp in Hirata, Shimane kennengelernt habe. Sie lebt in Osaka und wir hatten schon vorher vereinbart, dass wir uns treffen wollten. Nachdem ich eine Weile auf ihre Antwort wartete, sagte sie schließlich zu und wir gingen gemeinsam Okonomiyaki essen.


Es war so schön, die alten Zeiten aufleben zu lassen. Wir redeten über dies und das - wie sie damals verliebt war in einen der anderen Freiwilligen und wie ich es damals schon wusste, warum ich damals so viel geweint habe und wie dieses Workcamp mein Leben verändert hatte, wie schnell die Zeit vergeht und wie groß die kleine Icchan mittlerweile geworden war.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Bild von damals nach unserem allerersten Mal Onsen. :-)

Besonders überrascht war meine Freundin Mami über meine Sprachkenntnisse. Als wir uns damals kennenlernten, versuchten wir lediglich mit holprigem Englisch alles auf die Reihe zu bekommen, was geklärt werden musste. Bei unserem Treffen in Osaka haben wir uns ausschließlich auf Japanisch unterhalten und ihr ist klargeworden, dass auch sie ihre Englischkenntnisse wieder verbessern möchte. Wir haben viel gelacht und haben beschlossen, dass wir das nächste Mal wieder gemeinsam nach Hirata fahren werden.

 

Der Abend mit ihr war so schön und stärkend. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, wenigstens eine Freundin von damals wiedersehen zu können. Nachdem ich an diesem Abend nachhause kam, war Hans überraschenderweise noch wach und wir haben uns noch eine ganze Weile unterhalten.

 

Am darauffolgenden Tag wachte ich mit einem 'Ich bin endlich in der Stadt angekommen'-Gefühl auf. Die lärmenden Straßen, die hohen Häuserfronten, die Luft in der Stadt - alles wirkte so vertraut. Es war nicht schön, doch es war schön. Ich war froh, dass ich nicht erst zum Wochenende nach Osaka geflogen bin, sondern ein paar Tage Eingewöhnungszeit mit eingeplant hatte, denn ich hatte sie bitter nötig.


Da ich des weiteren keine Pläne für den Tag hatte, fragte Basti bei seiner Einsatzstelle nach, ob es okay für mich wäre, mal einen Blick dort hineinzuwerfen. Der eigentliche Anlass war eine Fotoausstellung, in der Basti und seine Kollegen unter anderem analoge Schwarz-Weiß-Fotografie ausstellten. Es reizte mich jedoch zu sehen, wo und wie Basti arbeitete, da er in einer Einrichtung mit schwerstmehrfach behinderten Menschen eingesetzt ist. Ich fühle mich sehr privilegiert, einen Einblick in mehr als nur meine eigene Einsatzstelle bekommen zu dürfen und war beeindruckt davon, wie sehr Basti ein Teil des Ganzen geworden war. Auf mich wirkte es fast so, als sei er ein unverzichtbarer Mitarbeiter geworden - von dem der Abschied mit Sicherheit schwerfallen wird.
Ebenfalls beeindruckend fand ich die Schwarz-Weiß-Fotografien und die Arbeit, die dahintersteckt. Es hat mir Spaß gemacht, für einen Moment in Basti's Welt einzutauchen und nachdem ich in der Gegend Reimen gegessen hatte, machte ich mich auf den Weg nach Himeji. Ich war zwar weit früher da als mit [...] (NACHTRÄGLICH ENTFERNT) verabredet, doch ich fand es sinnlos, noch einmal nach Amagasaki zurückzufahren und eine Stunde in der Wohnung rumzusitzen. Am Bahnhof von Himeji angekommen wurde ich dann direkt von dem Schloss Himeji begrüßt - dem allseits bekannten "schönstem Schloss Japans". Ich fand die Stadt auf Anhieb sehr schön und fühlte mich wohl. Das mag daran gelegen haben, dass Himeji ein beliebtes Touristenreiseziel ist, weshalb es sehr auf die Bedürfnisse von Touristen ausgelegt war, doch ich fand einfach die Weite der Stadt angenehmer als beispielsweise Osaka.


Zum Abend hin traf ich mich wie bereits erwähnt mit meiner Freundin [...]. Wir gingen zusammen Sushi essen und blieben noch eine ganze Weile wach, um über dies und jenes zu quatschen. In dieser Nacht blieb ich außerdem sehr lange wach, da ich bei ihr in der Lage war, ihr WLAN zu nutzen (Hans und Lukas haben kein WLAN zuhause). Da sie sehr früh aufstehen musste, nutzte ich die Zeit, nachdem sie weg war, um etwas länger zu schlafen und verließ dann ihr Haus etwas später als geplant - da ich verschlafen hatte.

 

Gegen 11 Uhr verabredet, gegen 11:15 Uhr ankommend, traf ich mich mit Juliane, die ebenfalls einen recht weiten Weg von Hiroshima zurückgelegt hatte, um gemeinsam mit mir Himeji zu erkunden und in Osaka Urlaub zu machen. Wir hatten wahnsinniges Glück mit dem Wetter - blauer Himmel ohne eine einzige Wolke und Sonnenschein. Als wir vor dem Schloss von Himeji angekommen waren, stellten wir fest, dass es wirklich wunderschön ist. "Das ist ja wirklich so schön", sagte Juliane. "Ja, habe ich irgendwie auch nicht erwartet. Auf Bildern sieht es zwar schön aus, aber wenn man dann wirklich selbst hier ist, stellt man fest: Wow, das ist ja wirklich so schön."


Wir hatten einen tollen Tag mit leckerem Essen, viel Rumgelaufe und schönen Gesprächen.

 


(part 1 Ende)


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