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The Breakdown

Osaka part 2 (inklusive Kyoto)

Am nächsten Tag war ich recht früh mit meiner Freundin Charline und ihrem Kumpel Eric in Kyoto verabredet. Es war das erste Mal seit drei Jahren, dass ich nach Kyoto zurückkehrte. Eine Stadt, mit der ich eine Menge Erinnerungen verbinde. Auf dem Weg dorthin habe ich mich zurückversetzt in die Zeit, in der ich zum ersten Mal in einen japanischen Mann verliebt war.

 

Charline erfüllte mir einen lang ersehnten Wunsch - nämlich einmal einen traditionellen Yukata zu tragen. Leider war die Auswahl nicht allzu groß und ich habe mich für die falsche Farbe entschieden, da in mir noch immer das kleine Mädchen lebt, das gerne süß aussehen möchte. Dunklere Farben hätten mir vermutlich besser gestanden, doch ich war froh, endlich mal einen Tag lang in einem Yukata durch die Gegend zu laufen.

 

Wir fuhren zusammen nach Kiyomizu-dera - einem der bekanntesten Tempel in Kyoto. Als wir dort ankamen, wurde ich vom Blitz getroffen. Ich war schon einmal dort gewesen, vor drei Jahren. Damals haben wir in der Nacht davor gefeiert, doch durch meine Gehirnerschütterung habe ich damals keinen Alkohol getrunken. Auch er nicht und während meine Freundin, mit der ich damals reiste, ausnüchterte, holte er mich vom Hotel mit seinem Motorrad ab und fuhr mit mir nach Kiyomizu-dera. Die Tempelanlage hatte an dem Tag um die Uhrzeit bereits geschlossen, doch wir stellten uns an einen Abhang und beobachteten den Sonnenuntergang über Kyoto. Wie wir einander anlächelten, sich unsere Arme berührten und wir einfach nur dort standen, ist eine Erinnerung, die ich bis heute nicht vergessen habe und in dem Moment, als ich mit Charline und Eric die Straße zum Tempel hinauf lief, kam alles zurück. Es war das erste Mal, dass ich mich in Japan in jemanden verliebt hatte, auch wenn es mir damals nicht so klar war. Ich hätte ihn auch gerne wiedergesehen, doch lebt er nun in Shizuoka und hatte keine Zeit, nach Osaka vorbeizukommen. Wer weiß, ob wir uns eines Tages noch einmal wiedersehen werden, das vermag lediglich die Zeit zu entscheiden.

 


Ich hatte viel Spaß mit meiner Freundin Charline und wir machten über 445 Fotos an diesem Tag. Leider sieht man auf den Fotos, dass ich mich recht unwohl fühle. Ich hoffe, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich einen Yukata getragen habe.


Zum Abend hin fuhren wir zu dritt nach Osaka, um gemeinsam wie zu Anfang der Woche geplant zu Abend zu essen. Auf dem Weg nach Osaka habe ich wie gewohnt mein Handy gezückt, um eine Nachricht zu beantworten, als es plötzlich den Geist aufgab. Ich hatte in der letzten Zeit schon häufig Probleme mit ebendiesem Handy, aber dieses Mal ging es einfach nicht mehr an.


Wie sich einige vielleicht vorstellen können, erlebte ich in diesem Moment so etwas wie einen Nervenzusammenbruch. Uns jungen Leuten ist bewusst, wie abhängig wir von dem Gerät Smartphone sind, aber es macht das Leben einfach auch um so Vieles einfacher. Man hat die Möglichkeit, in Kontakt zu sein; man hat Google Maps für den Fall, dass man sich verläuft und in einer Großstadt, in der man sich nicht auskennt, ist ein Smartphone einfach ein unerhebliches Gadget für Fahrpläne und Übersetzungen. Ich war nun also komplett aufgeschmissen und fragte mich zu ebenjenem Zeitpunkt, warum dies gerade jetzt passierte. Später wurde mir diese Frage beantwortet.

 

Es war nun also genau Halbzeit meiner Reise und ich hatte kein Handy mehr. Da es das einzige elektronische Gerät war, was ich mitgenommen hatte, fühlte ich mich etwas aufgeschmissen. Das größte Problem stellte die Uhrzeit dar. Ich versuchte, so gut ich konnte, mich einfach zu entspannen und den Moment zu genießen, obwohl es mir zu Anfang noch unglaublich schwer fiel. Dieser Drang, regelmäßig das Handy zu checken, war einfach sehr groß. Die Abhängigkeit und Sucht machte sich deutlich bemerkbar, doch ich hatte nun mal einfach keine andere Wahl, als mich damit zu organisieren.

 

Wir trafen uns mit Hans, Lukas, Audrey (einer Freundin von Hans und Lukas), Juliane und Basti in einem Izakaya. Dort aßen wir außergewöhnlich leckere Speisen und genossen die Gesellschaft.

(v.l.n.r.) Eric, Juliane, Audrey, Lukas, Basti, ich, Hans und Charline
Anmerkung: Wieso sieht Basti nur so unfassbar glücklich aus?

Nachdem wir uns dort den Bauch vollgeschlagen hatten, durften wir vor dem Abschied noch ein Spiel spielen, bei dem wir alle nacheinander ein Stäbchen aus einem Pott ziehen mussten. Lukas und ich gewannen den zweiten Preis, was eine Flasche Shochu - ein sehr hochprozentiges Getränk - beinhaltete. Basti sagte zu mir: "Gott sendet dir ein Zeichen - er nimmt dir dein Handy und gibt dir Alkohol."


Unsere nächste Station war eine Sake-Bar, in der wir verschiedene, köstliche Sorten probierten. Allerdings macht Sake wirklich schnell betrunken, weshalb man nicht allzu viel davon trinken kann. Spaß und schöne Gespräche hatten wir allerdings allemal.

(v.l.n.r.) Basti, Eric, Charline, ich, Hans, Juliane, Audrey und Lukas

Alles in allem wurde mir im Laufe des Abends immer wieder bewusst, wie sehr ich an meinem Handy hänge - und doch, wie viel Spaß man haben kann, wenn man es nicht zur Verfügung hat. Nach der Sake-Bar verabschiedete sich die Hälfte der Gruppe und so blieben nur noch Eric, Hans, Charline und ich als Partytruppe übrig. Ein Freund von Hans begleitete uns und mit einem weiteren trafen wir uns vor dem Club, in den wir geplant hatten zu gehen.

 

Which is where the magic happened.

 

(part 2 Ende)


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