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There is no "how" for it (DEU)

Japanische Wörter und Phrasen, die ich häufig zu verwenden begann


Dieser Artikel hat eine deutsche und englische Version. Dies ist die deutsche Version.



Ich finde es sehr wichtig, im Vornehinein darauf hinzuweisen, dass dieser Artikel nicht durch Literatur gestützt wird. Dies sind lediglich meine Erfahrungen gewesen, während ich noch in den Kinderschuhen meines Japanischlernens steckte. Während du diesen Artikel liest, bitte behalte dies im Hinterkopf. Danke!


Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich nach meiner Japanreise in 2014 meinen damaligen Freund quasi dazu gezwungen habe, bestimmte japanische Phrasen zu benutzen, weil ich mich so daran gewöhnt hatte. Es war allerdings nicht nur die Gewöhnung, sondern auch das Gefühl, das mitschwang, wenn ich ihm "itterasshai" zurief, als er das Haus verließ und ihn mit "okaeri" begrüßte, wenn er zurückkam. Er allerdings sah das als "mendokusai" an und so setzte sich diese Umgangsart nicht im Miteinander durch. Heute kann ich es ihm nicht mehr verübeln, denn wer lässt sich schon auf so etwas Albernes ein, wenn es für die Person nicht als alltäglich erscheint? Dennoch fühlt es sich für mich sehr viel natürlicher an und wenn ich einen Blick in Richtung Zukunft werfe, so kann ich mir nicht vorstellen, die folgenden Phrasen aus meinem Leben wieder zu streichen.


In dir selbst passiert etwas, wenn du eine neue Sprache lernst. Besonders, wenn diese Sprache sich grundlegend von deiner Muttersprache unterscheidet. Du fängst an, bestimmte Situationen und Geschehnisse nicht mehr als komisch oder seltsam abzustempeln, sondern sie zu nehmen, wie sie sind. Ich will damit nicht kleinreden, dass es in der japanischen Gesellschaft so einige Probleme (beispielsweise Sexismus, tief in der Sprache verankert) gibt, aber in vielen Momenten ist es einfach leichter, die Menschen und ihre Hintergründe zu verstehen, wenn man die Sprache spricht.


Im Folgenden stelle ich euch meine liebsten japanischen Wörter und Phrasen vor, die es teilweise im Deutschen nicht gibt. Man kann sie nicht wörtlich übersetzen, aber wahrscheinlich ist es gerade das, was sie so reizvoll und interessant macht. Viel Spaß.

1. Itadakimasu いただきます und Gochisousamadeshita ごちそうさまでした

Stell dir vor, jemand stellt dir dieses leckere, frisch zubereitete Gericht vor die Nase und du würdest am Liebsten deine Stäbchen sofort darin vergraben, um es dir dann in den Mund zu schaufeln. Aber nicht bevor du nicht "itadakimasu" gesagt hast. Übersetzt wird diese Phrase ins Deutsche mit "Guten Appetit", aber damit ist es meiner Meinung nach nicht getan. Wenn man jemandem einen "Guten Appetit" wünscht, so meint man in der Regel seinen Gegenüber, während "itadakimasu" etwas ist, das man mehr zu sich selbst sagt. Ein japanischer Freund erklärte mir auch, dass es eine Art respektvolle Geste gegenüber dem Tier ist, was für mich gestorben ist, oder der Pflanze, die gewachsen ist, damit ich sie essen kann. Ich würde es daher eher als "Ich lass es mir schmecken" oder "Danke für diese Mahlzeit" übersetzen.

 

Mit "Gochisousama deshita" verhält es sich noch ein bisschen anders. Wenn ich an eine Situation denke, in der wir ein größeres Familienfest hatten, bei der meine Oma oder Mutter ausgiebig gekocht hat, so habe ich mich dafür bedankt. In einem guten Restaurant lasse ich mein Kompliment an den Chef ausrichten, der mir eine köstliche Mahlzeit bereitet hat. Dennoch sind diese Situationen eher die Ausnahme der Regel, während "Gochisousama deshita" etwas ist, dass man nach jeder Mahlzeit sagt. Im Grunde genommen würde ich es daher mit "Diese Mahlzeit war köstlich" übersetzen. Allerdings sollte man es besonders betonen, wenn man von jemandem zum Essen eingeladen wurde. In diesem Falle ist es eher der Dank, den man der Person gegenüber ausspricht. Auch beim Verlassen eines Restaurants kann man es noch einmal erwähnen, was in etwa dem Kompliment an den Chef gleicht.

 

Es gibt auch andere Situationen, in denen man diese Wörter verwendet. Stell dir folgende Situation vor: Du hast Brownies gebacken und schenkst sie einer Freundin. Natürlich wird sie sich überschwänglich bedanken, aber es kann auch passieren, dass sie "Itadakimasu" sagt. Du wunderst dich, da sie keine Anstalten macht, die Brownies auf der Stelle auszupacken und zu essen. Schnell realisierst du, dass sie damit nur zum Ausdruck bringen wollte, dass sie es sich schmecken lassen wird. Später bekommst du dann eine Nachricht von ihr mit den Worten "Gochisousama deshita", wenn du sie fragst, wie es ihr geschmeckt hat. Damit bedankt sie sich noch einmal im Nachhinein für das leckere Geschenk, dass sie sich hat schmecken lassen. Das ist eine Sache, die ich sehr interessant fand, da ich es bisher nur als Tischmanieren angesehen hatte, aber Japaner benutzen diese Phrase häufig auch im Alltag.

2. Otsukaresama deshita お疲れさまでした

Diese Phrase wird wörtlich übersetzt mit "Vielen Dank" oder "Das ist genug für heute". Ohne Kontext versteht man jedoch nicht wirklich, inwiefern Japaner dies benutzen. Wenn auf meiner Arbeitsstelle in der Grundschule um 17 Uhr die Musik über die Lautsprecher abgespielt wird (welche Kinder darauf hinweist, dass sie nachhause müssen und Farmarbeitern das Signal gibt, dass es bald dunkel wird), packt regulär eine der beiden Kolleginnen ihre sieben Sachen zusammen und verabschiedet sich mit den Worten "Otsukaresama deshita, sayounara". Es handelt sich um eine höfliche Art und Weise, deutlich zu machen, dass sie Feierabend hat und bedankt sich im selben Atemzug dafür, dass wir alle gemeinsam gearbeitet haben.


Manchmal, wenn ich beim Texten einem japanischen Freund mitteile, dass ich heute viel zutun hatte oder der Tag sehr ereignisreich war, so antwortet diese/r ebenfalls mit "Otsukaresama deshita". Damit möchte die Person zum Ausdruck bringen, dass sie es würdigt, dass ich so hart gearbeitet habe, auch wenn es nicht sie persönlich betrifft. Dies ist eines der Dinge, die ich erst nach einer Weile begriffen habe, aber mittlerweile auch tue, wenn ich sehe, dass jemand sich für etwas sehr ins Zeug legt.

3. Ittekimasu 行ってきます und Itterasshai いってらっしゃい

Zwei Wörter, die ich versucht habe, in meinen Lebensalltag einzubinden, nachdem ich 2014 aus Japan zurückkam. "Ittekimasu" bedeutet wörtlich so viel wie "Ich gehe jetzt" und es wird benutzt, wenn man das Haus verlässt. Ich benutze es beispielsweise auch, wenn ich in der Grundschule angekommen bin und meinen Anwesenheitsstempel hinterlassen habe, dann aber in eine andere Klasse gehe. Die grundsätzliche Antwort darauf ist "Itterasshai", was wörtlich mit "Pass auf dich auf" oder "Gute Reise" übersetzt wird. Besonders lustig ist diese Phrase für mich, wenn ich mitteile, dass ich das stille Örtchen aufsuche, denn auch dann wird mir dorthin eine "Gute Reise" gewünscht. Kein Scherz.

4. Tadaima ただいま und Okaeri お帰り

Zu diesen beiden Wörtern habe ich mich etwas mehr belesen, da es mir nicht einleuchten wollte, woher sie stammen. Wenn man das Wort "Tadaima" benutzt, passiert es, dass man beim Sprechen aus dem "ai" ein "ei" macht, anstatt die Worte "Tada" und "ima" voneinander zu trennen (was man normalerweise anhand der Kanji 只今 machen würde). Dieses kurze Wörtchen ist aus der Phrase "Tada ima kaerimashita" enstanden und bedeutet wortwörtlich "Jetzt bin ich wieder zurück". Tja, wie es aussieht, können auch Japaner faul sein - und so ist über die Zeit aus dem langen "Tada ima kaerimashita" das kurze und schnelle "Tadaima!" geworden. Man benutzt dies, wenn man wieder zuhause ist und die anderen Leute im Haus wissen lassen möchte, dass man zurück ist. Wenn man Glück hat, gibt es jemanden, der einen mit einem herzlichen "Okaeri" begrüßt. Diese ebenfalls kurze Phrase hat sich aus der langen "Yokouso okaeri nasai mashita" herausgebildet, die, wie ein Freund scherzhaft zu mir meinte, ich nur benutzen würde, um meinen Meister zuhause willkommen zu heißen. Wortwörtlich übersetzt sich die lange Phrase zu "Willkommen zurück" und die kurze Phrase hat diese Bedeutung ebenfalls behalten.

5. Ganbatte (kudasai) ne 頑張って(ください)ね und Ganbarimasu 頑張ります

Jeder, der in irgendeiner Form mal etwas mit Japan am Hut hatte - und sei es Anime - hat diese Phrase schon einmal gehört. "Ganbatte ne" bedeutet "Gib dein Bestes!" und ist so alltäglich in Japan wie Essstäbchen. Das "kudasai" ("bitte") verwendet man nur in formelleren Situationen. Als Antwort darauf sagt man natürlich "Ganbarimasu", was nichts Geringeres heißt als "Ich gebe mein Bestes!".


Interessant ist, dass nicht nur ein, sondern zwei meiner japanischen Freunde meines Alters zu mir gesagt haben, dass sie diese Phrase zwar regulär nutzen, aber nicht besonders mögen. Sie haben mir erklärt, dass jeder jeden Tag sein Bestes gibt und es daher fast wie eine Beleidigung wirkt, wenn man das zu jemandem sagt, der offensichtlich schon dabei ist, sein Bestes zu geben. Seitdem habe ich angefangen, diese Wörter etwas sparsamer zu benutzen, da ich ihre Denkweise durchaus nachvollziehen kann.

6. Shouganai しょうがない und Shikataganai 仕方がない

Die für mich interessanteste Phrase, die ich bisher gehört habe. Ein Freund erklärte mir, dass "Shouganai" nicht nur eine Phrase sei, sondern das Lebensprinzip der japanischen Gesellschaft innehält. Es ist so tief im Denken der Japaner verankert, dass ich nicht umhin komme, es des Öfteren mit Sarkasmus zu betrachten. "Shouganai" - eine Phrase, die beschreibt, dass man an der Situation nichts ändern kann. Es fühlt sich so an, als wäre es das komplette Gegenteil von dem, wie ich und die meisten Deutschen erzogen wurden. Es gibt gefühlt hundert Art und Weisen, wie man diese Phrase übersetzen kann: "Na ja", "Daran kann man nichts ändern", "Ich kann daran nichts ändern", "Es gibt nichts, was wir dagegen tun können", "So ist das Leben", und so weiter. Seit mein japanischer Freund mich in die Geheimnisse dieser Phrase einweihte, höre ich sie jeden Tag und überall - sei es im normalen Alltagsleben oder in einem Anime. Ein Satz, den man sagt, um deutlich zu machen, dass es keinen Ausweg gibt. Ein Satz, der eine Denkweise zum Ausdruck bringt, die ich nicht nachvollziehen kann, da es meiner Meinung nach immer etwas gibt, was man unternehmen kann, wenn eine Situation nicht so ist, wie man es sich vorstellt. Ich meine, hätte ich damals einfach "Shouganai" gesagt, als ich die erste Absage vom ijgd erhalten habe, wäre ich jetzt nicht hier.


"Shouganai" kommt ursprünglich von "Shio ga nai" und bedeutet wortwörtlich "Es gibt kein Wie". "Shikatanai" bedeutet dasselbe und man hört es genauso oft. In einem Anime, den ich gesehen habe, hat der männliche Sprecher die Phrase "Shouganai" benutzt und die weibliche Sprecherin benutzte in ihrer Antwort "Shikatanai". Es ist allerdings keine Frage des Geschlechts, beide Geschlechter können beide Phrasen benutzen, so oft sie wollen - und das tun sie auch.

7. ()tte kanji って感じ

Hach ja, ich liebe dieses Wort. Es ist so herrlich verwirrend für einen Ausländer, der versucht, die japanische Sprache zu erlernen! Und das Beste daran ist, kein Japanischlehrer bringt es dir bei, bevor du nach Japan gehst - vermutlich, um dich nicht durcheinander zu bringen. Umso größer ist dann die Verwirrung, wenn du in Japan angekommen ständig die Leute um dich herum das Wort "Kanji" in ihrem alltäglichen Sprachgebrauch benutzen hörst. Ein Wort, das ebenfalls benutzt wird, um die chinesischen Schriftzeichen zu beschreiben. Und so passiert es dir ständig, dass du als Ausländer dastehst und dir nur immer wieder die Frage "WARUM ZUM TEUFEL REDEN DIE STÄNDIG ÜBER DIE SCHRIFTZEICHEN?! DAS MACHT DOCH IN DEM GESAMTZUSAMMENHANG GAR KEINEN SINN...!?" stellen kannst.


Nach einigen Versuchen, es mir von japanischen Mitbürgern erklären zu lassen, blieb mir nichts anderes übrig, als mir meinen eigenen Reim darauf zu bilden. Das Wörterbuch übersetzt es mit "Gefühl, Sinn, Eindruck" und darauf kann man auch aufbauen. Hier ein Beispiel: Im Englischclub, den ich jede Woche Dienstag mit Claire abhalte, fragen wir in der Regel immer als Erstes danach, wie das Wochenende von allen war. Eine Schülerin, die große Schwierigkeiten hat, Englisch zu sprechen, benutzt deshalb regelmäßig japanische Phrasen und Satzstruktur, wenn sie uns von ihrem Wochenende berichtet. Ganz am Ende fügt sie leise "tte Kanji" hinzu, um uns deutlich zu machen "Ja, das ist jetzt so in etwa das, was ich euch mitteilen wollte". Ein anderes Beispiel: Ein Freund muss mir etwas doppelt erklären, weil ich ihn beim ersten Mal nicht verstanden habe. Wenn ich es dann endlich gerafft habe, sage ich "Aaah, konna Kanji!", um ihm zu verdeutlichen "Ach, so sieht das also aus" oder "So ist das also gemeint".


Es ist wirklich ein komplexes Wort, das häufig und vielseitig verwendet wird. Ich glaube, wirklich verstehen kann man es nicht, aber irgendwann wird es einem einfach geläufig, wann man es benutzt und wann nicht - obwohl ich glaube, dass ich es oft noch an den falschen Stellen verwende. Übung macht den Meister.


Hintergrundwissen: Die Kanji für die chinesischen Schriftzeichen sind 漢字, während das Kanji für die eben beschriebene Phrase 感じ ist. Es handelt sich jedoch um ein und dasselbe Wort. Wie wird dazwischen außerhalb des Schriftbildes unterschieden? Nun ja, um ehrlich zu sein, sind die Chancen relativ gering, dass in einem alltäglichen Gespräch von chinesischen Schriftzeichen geredet wird. Und wenn sie es tun, dann wirst du das schon bemerken.

8. Andere Wörter/Phrasen, die direkte Übersetzungen haben

  • "Mendokusai めんどくさい"
    "lästig, nervig, umständlich" > Ein Wort, das Japaner viel benutzen. In der Regel folgt diesem Wort allerdings die Phrase "Shouganai". Frei nach dem Motto: Es ist zwar lästig, aber man kann's halt nicht ändern.
  • "Ii nioi いい匂い"
    "Guter Geruch" > Das finde ich vor allem deswegen amüsant, weil wir in Deutschland ja eher eine Interjektion verwenden, wenn wir zum Ausdruck bringen wollen, wie gut etwas riecht. So wie "Hmm" oder "Ahh", während hier in Japan gesagt wird "Ii nioi" - "Guter Geruch".
  • "Itai 痛い"
    "Schmerz" > Warum ich das witzig finde? Weil es interessant ist, wie unterschiedlich Menschen Schmerz zum Ausdruck bringen, wenn sie nur weit genug voneinander aufgewachsen sind. Wenn ich mir den Kopf stoße und "Argh", "Autsch" oder "Aua" rufe, wird man einen Japaner eher "itatatatai" murmeln hören. Das Gute daran ist: Ich bereite den Leuten hier selten Sorgen, weil sie in besagter Situation oft gar nicht mitbekommen, dass ich mir gerade wehgetan habe.
  • "Mezurashii 珍しい"
    "Selten"
  • "Mata ne またね"
    "Bis dann"
  • "Urayamashii 羨ましい"
    "Neidisch"
  • "Kimochi ii 気持ちいい"
    "Gutes Gefühl"
  • "Natsukashii 懐かしい"
    "Nostalgisch" > Ein Wort, das sehr häufig benutzt wird, auch von jungen Leuten. Wenn mich zum Beispiel ein Geruch an etwas in Deutschland erinnert, dann benutze ich dieses Wort, um das Gefühl zu beschreiben, was ich in dem Moment empfinde.

Und, wie war diese kleine Reise in die Gedankenwelt der japanischen Kultur? Und das Ganze lediglich anhand der Sprache. Ich hoffe, ihr hattet so viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben. :-)

 

Jya mata ne,

Eure Eva :-)


- Keine originalen Kommentare unter dem Originalbeitrag -



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